Definition
Eine Hyong stellt eine exakt festgelegte Folge stilisierter Bewegungen des Angriffs und der Verteidigung dar. In den traditionellen Stilrichtungen des Taekwondo gehören zwanzig Hyong zum festen Lehrplan. Diese sogenannten Chang-Hon Hyong1) sind das älteste Formensystem im Taekwondo2).
Die Hyong wurden zwischen 1955 und 1964 unter dem General und Botschafter Choi, Hong-Hi entwickelt. Die Namensgeber der einzelnen Hyong sind zumeist verdiente Persönlichkeiten Koreas. Oft sind symbolische Hinweise auf den geschichtlichen Hintergrund des Namensgebers in die Übungsabläufe eingearbeitet.3)
1) Namensklärung "Chang-Hon Hyong"
Chang-Hon (andere Schreibweisen: 창헌, Chang Hun, Chang ´On) war das Pseudonym von Choi, Hong-Hi als Kalligraph, was übersetzt "blaues Landhaus" bedeutet. Das Wort Hyong (andere Schreibweisen: Hyung, Hyeung) entspricht der koreanischen Aussprache des Kanji-Zeichens für Kata. der Begriff Kata wird ganz allgemein in der japanischen Kultur verwendet, um einen perfekten Zustand zu beschreiben, etwa ein ideales äußeres Bild oder eine ideale Handlungsabfolge. Dieser Begriff findet sich im Karate ebenso wie in der traditionellen Teezeremonie oder dem Ikebana Blumenstecken.
2) heute gängige Formensysteme im Taekwondo
Es gibt drei große Formensystemen im Taekwon-Do: Die HYONG in den Verbänden des traditionellen Taekwon-Do, die TUL-Formen der International Taekwon-Do Federation (ITF) und die POOMSAE der World Taekwondo Federation (WTF). Daneben existieren zahlreiche Eigenkreationen einzelner Schulen und Verbände.
Die TUL-Formen der International Taekwon-Do Federation (ITF) stellen dabei eine Fortentwicklung der Chang-Hon Hyong dar. In der Zeit von 1968 bis 1983 wurden 5 weitere Formen geschaffen und eine der älteren Hyong (Kodang) aus dem Curriculum entfernt, um auf eine Gesamtzahl von 24 Formen zu kommen. Die 20 Tul, die aus den Chang-Hon Hyong übernommen wurden, haben mit Ausnahme der Form Tong-Il nur einige wenige Änderungen in Einzelbewegungen erfahren. Prägnater unterscheiden sich die TUL von den HYONG durch ihre Laufart mit der sog. "Sinuswelle" (vergleiche hierzu weiter unten).
Das in der World Taekwondo Federation (WTF) gebräuchliche Poomse (Pumsae, Poomsae) Formensystem verfügt über 17 Formen, unterteilt in „Taegeuk“ (Nummer 1 bis 8 für die Schülergrade) und „Yudanja“ (Nummer 9 bis 17 für die Meistergrade). Die Taegeuk Farbgurtformen ersetzen seit 1971 ihre unmittelbaren Vorläufer, die acht Palgwae Formen von 1967. Im Unterschied zu den Hyong sind die Poomse weniger auf die Ausbildung von Techniken der Selbstverteidigung ausgelegt sondern setzen den Fokus auf Bewegungen, wie sie im Wettkampf verwendet werden. Dies zeigt sich im Vergleich zu den Hyong in den hohen Ständen und kürzeren Ausholbewegungen und weniger kräftigen Armtechniken.
Daneben existieren noch eine Reihe zusätzlicher Formen, die exklusiv von einzelnen Großmeistern für ihre eigenen Schulen entwickelt wurden. Dazu gehören insbesondere die von Großmeister Park Jung Tae geschaffenen 6 Formen Jee-Sang, Dhan-Goon, Jee-Goo, Jook-Am, Pyong-Hwa and Sun-Duk. Er entwickelte diese nach der Gründung seiner Global Taekwon-Do Federation (GFT) ab 1990, wo sie neben den 24 TUL-Formen der ITF geübt werden.
Großmeister Son Jong-Ho ergänzte die 20 traditionellen Hyong in seinem Classic Tae Kwon Do Verbands um die Formen Chung-Hee Hyong (54 Bew., 1995), Go Un Hyong (81 Bew., 1999), U-Nam Hyong (129 Bew., 2002), Yon-Gye-So-Mun Hyong (99 Bew., 2005), Chung-Hee Hyong - Teil 2 (77 Bew. 2009), Un-Ki Hyong (108 Bewegungen, 2010). Ein komplett eigenständiges System mit den 18 sog. Songahm Formen entwickelte H.U. Lee für die American Taekwondo Association (ATA). Die Formen der Weltverbände ITF und WTF werden dort nicht unterrichtet.
Auch in der KWON Kampfkunstschule werden zu bestimmten Anlässen Übungsformen entwickelt, wie zum Beispiel die Jageun Yong 작은용 Hyong (kleiner Drache Übungsform) zum Neujahrstraining 2024.
3) versteckte Symboliken in den Formen
Die Namensgeber der einzelnen Hyong sind zumeist verdiente Persönlichkeiten Koreas. Zahlreiche symbolische Hinweise auf deren Geschichte liegen in den Laufdiagrammen, der Gesamtzahl der Bewegungen und sogar in einzelnen Techniken verborgen. Mitunter finden sich in den Hyong aber auch Symbole fernöstlicher Philosophien.
Die Anzahl der Bewegungen einer Form enthält oft numerische Verweise wie etwa einen Breitengrad, eine Jahreszahl, das Todesalter des Namensgebers o.ä. Und zuletzt haben sogar einzelnen Bewegungen Symbolcharakter. Endet eine Hyong z.B. mit einem Angriff der linken Hand, weist dies auf den zu frühen Tod ihres Namensgebers hin, bevor er sein volles Potential entfalten konnte (vgl. Chungmu und Chung-Jang).
Die Übungsformen tragen zumeist die Namen koreanischer Persönlichkeiten, die sich durch Patriotismus und Loyalität oder durch ihren Beitrag zu Erziehung und Bildung verdient gemacht haben. Eine Ausnahme hierzu bildet die erste Form Chon-Ji. Übersetzt mit "Himmel und Erde", verweist die Form auf das Um-Yang (Yin-Yang) Prinzip der Gegensätze. Der Dualismus findet sich auch im Ablauf der Form und Ihrem Schrittdiagramm wieder:
Symbolismus der Schrittdiagramme
Weitere Ideogramme finden sich in den Laufmustern der Formen Yul-Gok und Toi-Gye, deren Diagramm das Schriftzeichen "Gelehrter" repräsentiert.
Die Schrittdiagramme der Formen (kor.: Yeon Moo Seon | jap.: Embusen, übersetzt mit: Kampflinien) haben zumeist eine tiefere Bedeutung. Es sind oftmals Ideogramme chinesischer Schriftzeichen, die den Namensgeber oder die Idee hinter der Form charakterisieren.
Die gekreuzten Linien des Chon-Ji Laufmusters stehen für das im letzten Abschnitt erwähnte Zusammenspiel der Gegensätze von Tag und Nacht, Hitze und Kälte, hart und weich etc. Die tiefen Blockbewegungen in der ersten Hälfte der Form und die mittleren Blöcke der zweiten Hälfte unterstreichen diese Symbolik des Dualismus abermals.
Weitere Formen mit diesem Schrittmuster sind Samil, Choiyong, Yongae, Moonmoo und Sosan.
Diese Formen beziehen sich auf Volkshelden, die sich in der Verteidigung ihres Heimtlandes bewährten und als rechtschaffene Männer galten. Es scheint, als bestünde ein Zusammenhang zwischen diesen Charakteristika und der Verwendung dieses Schrittdiagramms. Ein Hintergrund dafür könnte sein, dass dieses chinesische Schriftzeichen auch für "Perfektion" steht.
Häufige Verwendung findet das chinesische Schriftzeichen für "Arbeit" (kor.: Gong, jap: Kō, chin.: Gōng). Dieses Schrittdiagramm findet sich in Formen, deren Namensgeber dem Land heroische Errungenschaften einbrachten. Es sind die Formen Dangun, Wonhyo, Chunggun, Hwarang, Chungmu und Yoosin.
Weitere Ideogramme finden sich in den Laufmustern der Formen Yul-Gok und Toi-Gye, deren Diagramm das Schriftzeichen "Gelehrter" repräsentiert.
Die horizontale Linie der Po-Eun Hyong steht schließlich für die unbeirrte Loyalität ihres Namensgebers.
Die vertikale Linie der Hyongs Gaebaek und Euiam steht für Kompromisslosigkeit und militärische Härte (Gaebaek) sowie einen unbezwingbaren Geist (Euiam). In der höchsten Form Tongil steht die gerade Linie für die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea und damit für "ein Volk".
Das Laufdiagramm der Chungjang Hyong ist geprägt durch die lange Spitze in der Mitte. Das chinesische Schriftzeichen dazu bedeutet "überragend" und soll wohl auf die höchste Form der Loyalität anspielen, die dem Namensgeber der Form zugesprochen wird.
Das Laufmuster der Gwangae Hyong repräsentiert die Wiedereroberung und damit verbundene Ausdehnung des eigenen Herrschaftsgebiet durch den namensgebenden König. Das chinesische Ideogramm bedeutet "Erde".
Namensgeber der Form Se-Jong ist König Sejong, dem Erfinder des koreanischen Hangul Alphabets. Die drei horizontalen Striche stehen für Himmel, Mensch und Erde. Der kreuzende Strich symbolisiert den König, der alle drei Elemente in Harmonie bringt.
Trainingsziele der Hyong
„Das Üben der Formen ermöglicht es dem Lernenden, sich durch eine Serie von Grundtechniken zu arbeiten und dabei Körpergefühl und Balance zu entwickeln. Daneben schulen die Hyong die richtige Gewichtsverlagerung und Hüftbewegung bei den Positionswechseln sowie die Atmung, den Rhythmus, die Flüssigkeit der Bewegung und im Zusammenspiel all dieser Dinge die Ästhetik.“
1955-1964 | die zwanzig Formen des traditionellen Taekwon-Do
Die ursprünglich zwanzig Chang Hon Übungsformen wurden unter der Federführung des damaligen 2-Sterne Generals Choi Hong Hi in den Jahren 1955 bis 1959 und 1961 bis 1964 entwickelt. In der ersten Entwicklungsphase bis 1959 nahm er dazu die Hilfe von Meistern der militärischen Oh-Do-Kwan Schule in Anspruch.3) Es gilt als gesichert, dass die Assistenten einigen Einfluss auf die technischen Ausgestaltung der Formen nahmen, indem sie Ideen und Bewegungsmuster vorschlugen und Probelaufen mussten.
Bis zur Entwicklung und Verbreitung der Chang-Hon Hyong wurden in den meisten koreanischen Schulen die Kata Formen des Karate geübt.4) Ein Umstand, der der Entstehungsgeschichte des Taekwon-Do geschuldet war. Diese japanischen Formen nahmen auch Einfluß auf die Entwicklung der Hyong.5) Das verwundert nicht weiter, haben doch die meisten der mitwirkenden Assistenten einschließlich Choi Hong-Hi selbst eben diese Formen schon jahrzehntelang praktiziert haben.
Im Jahre 1965 publizierte Choi schließlich das erste TAEKWON-DO Lehrbuch in englischer Sprache (Daeha Publication Company). Darin wurden bereits alle zwanzig ursprünglichen Übungsformen aufgeführt. Die erstmalige Verbeitung dieses Lehrbuchs auf der Demonstrationsreise des berühmten Good-Will-Teams im Westen gilt als Startschuss des weltweiten Siegeszugs dieser Kampfkunst.
3) die "Oh Do Kwan" Schule
Oh Do Kwan ("Schule meines Wegs") war der Name der Lehrmethode von General Choi, mit der damals seine Soldaten trainiert wurden. Durch die Verbreitung in der Armee konnte sich diese Stilrichtung landesweit schnell durchsetzen - und damit auch das Hyong Formensystem.
4) Shotokan Karate Kata in der 1965 Version des Buches TAEKWON-DO
in den ersten Ausgaben seines Lehrbuches TAEKWON-DO führt General Choi noch einige Shotokan Kata im Detail auf. Bis zur Einführung des Hyong Systems gehörten diese Kata in Korea zum Taekwondo/ Tang Soo Do Lehrplan. Diese Formen werden auch heute noch in historisch interessierten Kreise geübt und dienem dem tieferen Verständnis der technischen Grundlagen. Als Beispiele seien hier die alten Kata Kūshankū oder Wanshū genannt, die ebenfalls auf diesen Seiten vorgestellt werden.
5) Verwandtschaft von Hyong und Kata
populärstes Beispiel für die Verwandtschaft von Kata und Hyong:
Won-Hyo Hyong, die viele Parallelen zu Kata Heian Nidan / Pinan Shodan aufweist.
1955 | Entwicklung der ersten Übungsform auf der Insel Jeju
Die chronologisch erste Form, die General Choi zusammen mit Col. Nam, Tae-Hi und Sgt. Han, Cha-Kyo entwickelte, war die Hwarang Hyong. (Anm.: die Formen wurden nicht in der Reihenfolge des heute geltenden Lehrplans entworfen, der erst später festgelegt wurde).
Nam, Tae-Hi war einer der loyalsten Gefolgsleute von Gen. Choi. Beide lernten sich 1953 auf dem Militärstützpunkt der Insel Jeju kennen, die zwischen Südkorea, China und Japan liegt. General Choi ernannte Nam zum Chefausbilder seiner militärischen Nahkampfschule "Oh Do Kwan" (übers.: Schule meines Wegs), die für die körperliche Ausbildung der Soldaten verantwortlich war. Es war auch Nam, Tae-Hi, der 1954 als Mitglied eines militärischen Demoteams den damaligen Präsidenten Seung Man Rhee mit einem spektakulären Bruchtest so begeisterte, dass dieser unverzüglich die Ausbildung der Soldaten in dieser Kunst staatlich anordnete.6) Auf Jeju wurde somit zwischen 1955 und 1959 der Grundstein für das heutige Taekwon-Do gelegt. Die Insel gilt daher als Geburtsort und Wiege dieser Kampfkunst.
Choi arbeitete in diese Form einige symbolische Hinweise auf die Zeit und Umstände ihrer Entstehung ein. Die 29 Bewegungen der Hyong beziehen sich auf die 29. Infanterie Division, die General Choi Hong Hi zum damaligen Zeitpunkt befehligte. In dieser Einheit wurde unter dem Kommando von General Choi die Entwicklung des Taekwon-Do stark vorangetrieben.7)
Das Wappen der 29. Division stellt eine Faust über den Umrissen der koreanischen Halbinsel dar, weshalb diese Einheit auch den Beinamen "die Faust-Division" bekam. Choi wählte diese Darstellung als Symbol für den Wunsch der Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea. Die erste Bewegung der Form, der schiebende Block, symbolisiert die Teilung Koreas. Das Thema der Wiedervereinigung war eines der Hauptanliegen von General Choi. Dieses Motiv ist deswegen auch das Thema der letzten Chang-Hon Hyong Tong-Il.
-
Hwa-Rang
1955
Nam, Tae-Hi & Han, Cha-Kyo
JEJU ISLAND -
Chung-Mu
1955
Nam, Tae-Hi
JEJU ISLAND -
Ul-Ji
1957
Han, Cha-Kyo
JEJU ISLAND -
Sam-Il
1958-1959
Park Won Ha
JEJU ISLAND -
U-Nam 8)
1958-1959
n.a.
JEJU ISLAND -
Gae-Baek
1961
C.K. Choi (Choi Chang Keun)
Korean Army Training Centre -
die 15 weiteren Formen 9)
1962-1964
MALAYSIA
Kim Bok Man und Woo Jae Lim
6) der berühmt-berüchtigte Nam, Tae-Hi
Nam, Tae-Hi wurde nach seiner Zeit auf Jeju im Jahre 1963 während des Vietnamkriegs als Nahkampfausbilder an die Süd-Vietnamesische Armee entsandt. Im Vietnamkrieg waren die südkoreanischen Streitkräfte aufgrund Ihrer Kampfkunstausbildung derart gefürchtet, dass sich niemand auf einen unbewaffneten Kampf mit ihnen einließ. Zu dieser Zeit wurde das Taekwon-Do also hauptsächlich für den kriegerischen Einsatz unterrichtet, authentisch und für den konkreten Anwendungsfall.
7) die 29. Infanterie Division auf der Insel Jeju
Im September 1953 bat General Baek Sun Yuh, der Generalstabschef der koreanischen Armee, General Choi um die Gründung der 28. Division.
Choi fragte, ob dies die letzte Division sei, die während des Krieges ins Leben gerufen werde. General Baek erklärte, dass in einigen Monaten noch eine weitere Division gegründet werden würde. Daraufhin äußerste Choi den Wunsch, die letzte Division, die 29. Infanteriedivision, gründen zu dürfen. General Baek stimmte seinem Wunsch zu.
General Choi organisierte und aktivierte die 29. Infanteriedivision auf der Insel Jeju vor der südkoreanischen Küste. Diese Division entwickelte sich schließlich zum Vorreiter der Taekwondo Ausbildung in der südkoreanischen Armee.
Choi's erste Maßnahme bestand darin, eine unverwechselbare Divisionsflagge zu gestalten. Auf dieser Flagge symbolisierte die Zwei in der Zahl 29 die geteilte koreanische Halbinsel, während die Neun eine Faust darstellte. Somit zeigte die Flagge eine Faust über der koreanischen Halbinsel. Der 29. Division wurde deswegen der Spitznamen "Die Faustdivision" oder "Ik Keu Division" und später "Die Taekwondo-Division" zuteil.
Generals Chois zweite Aufgabe bestand darin, das Führungspersonal der Division sorgfältig auszuwählen. Um bei der Ausbildung der Truppen in militärischen Übungen zu helfen, holte er sich Unterstützung von Oberst Ha Chung Kab und Oberstleutnant Kim Hwang Mok. Ebenso rekrutierte er Meister Nam Tae Hi und Meister Nam Cha Kyo, beide vom Chung Do Kwan, um ihm bei der Ausbildung der Soldaten in Tangsoodo zu assistieren. Tangsoodo war die in Korea praktizierte Art des japanischen Karate.
Obwohl Choi die Kampfkunst zu dieser Zeit nach wie vor als Tangsoodo bezeichnete, veränderte er die Merkmale und die Qualität der Techniken bereits deutlich im Vergleich zum Karate, das Choi in Japan praktiziert hatte. Seine Lehren basierten auf einer Kombination aus koreanischem Taekkyon und japanischem Shotokan Karate und erlangten schnell eine einzigartige Eigenständigkeit.
Er erließ auch sehr klare Anweisungen an seine Offiziere und Tangsoodo-Instruktoren: "Während des Tangsoodo-Trainings müssen sich alle Soldaten, unabhängig von ihrem militärischen Rang, vor den Instruktoren verbeugen. Außerhalb der Sporthalle erfolgen Begrüßungen entsprechend dem militärischen Rang."
Die Kombination aus militärischen Übungen und Tangsoodo-Praxis machte diese Division einzigartig unter den anderen Divisionen in der koreanischen Armee; sie waren sowohl mit als auch ohne Waffen kampfbereit. Die 29. Infanteriedivision stellte einen Höhepunkt in General Chois militärischer Laufbahn dar und diente gleichzeitig als Keimzelle für seine einzigartige Kampfkunst, die aus verschiedenen historischen Wurzeln fusioniert und weiterentwickelt wurde. Choi wollte damit den Geist der legendären und geschichtsträchtigen Elitesoldaten der Hwa-Rang wieder aufleben lassen. Der Division zu Ehren entwickelte Choi die Hwa-Rang Hyong (Übungsform) mit ihren 29 Bewegungen.
8) die verschollene Unam Hyong
Erst im August 2013 wurde von Historikern die „vergessene“ Hyong U-Nam wiederentdeckt. Sie besteht aus 42 Bewegungen und wurde 1959 zu Ehren des damaligen Präsidenten Rhee, Seung Man entworfen (U-Nam war dessen Pseudonym). Nach dessen unfreiwilligen Rücktritt im Jahre 1961 durch einen coup d´etat wurde die Hyong wieder verworfen. Darin enthaltene Bewegungselemente fanden jedoch in späteren Formen Verwendung, hauptsächlich in der Choong-Jang Hyong. Unam wurde etwa zeitgleich mit der Sam Il Hyong entwickelt. Sie ist jedoch nur in der koreanischen Ausgabe des Buches „Taekwon-Do Teaching Manual“ von Oktober 1959 dokumentiert. Dieses Buch enthält die ersten fünf entwickelten Formen Hwarang, Chungmu, Ulji, Samil und Unam. In den späteren Ausgaben dieses Buches findet sich kein Hinweis mehr auf letztere Form.
9) Vervollständigung des Hyong Formensystems in Malaysia
In seiner Zeit als Botschafter in Malaysia komplettierte Choi, Hong-Hi das Chang-Hon Formensystem. Über die genaue Enstehungsreihenfolge der dort entstandenen 15 Hyong ist bis dato nichts bekannt. Als Assistenten bei der Entwicklung werden heute Kim Bok Man und Woo Jae Lim genannt.
("More than half the tuls – 15 to be exact – were developed for the most part in Malaysia between 1963 and 1964, when General Choi chose Master Kim Bok-Man and Master Woo Jae-Lim, both 4th Dan, from among thousands to come to Malaysia and assist him." Quelle)
Vergleich der Formen aus den beiden Epochen 1955-1961 und 1962-1964
Der Fokus auf die zuvor beschriebene militärische Anwendung haftet den ersten in der Zeit von 1955-1961 entwickelten Hyong deutlich an. Die frühen Hyong Hwarang, Chungmu, Ul-Ji, Sam-Il, Gae-baek und auch die "verschollene" Unam10) sind auf eine Körperhälfte fokussiert, sie stärken in der Hauptsache die rechte Seite. Der Grund dafür war, dass man möglichst schnell möglichst schlagkräftige Soldaten ausbilden wollte.
Den "Luxus" eines ausgewogenen und gesünderen Trainings beider Körperhälften konnte man sich in der Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen (noch) nicht leisten. Diesen Gedanke verfolgte General Choi erst in seiner Zeit von 1962-1964 als Botschafter in Malaysia. Als er dort die 15 weiteren Hyong entwickelte, war seine militärische Karriere bereits beendet.
Es fällt auf, dass diese 15 Formen größtenteils spiegelbildlich angelegt sind. Dadurch werden beide Körperseiten ausgewogen trainiert. Kim Bok Man nimmt für sich in Anspruch, diesen Aspekt der Links-Rechts Balance beigesteuert zu haben.
("Balance is perhaps Supreme Master Kim’s most important contribution to most of the patterns he helped develop, treating the left and right sides of the pattern and body equally." Quelle)
10) Die Bewegungen der Unam Hyong fanden in der ersten Hälfte der später geschaffenen Chung-Jang Hyong Verwendung. Auffällig ist dabei die Einseitigkeit der Ausführung. Erst im zweiten Teil ist die Chung-Jang Hyong dann wieder spiegelbildlich aufgebaut.
1968 | Entwicklung weiterer Formen unter Choi, Hong-Hi
1968 wurde das bisherigen System um weitere vier Formen erweitert, um auf die Gesamtzahl von 24 zu kommen – in Anlehnung an die Stunden eines Tages.
Die nach 1965 entstandenen Formen wurden nicht mehr von allen zu dieser Zeit im Ausland unterrichtenden koreanischen Großmeistern übernommen.
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Eui-Am
1968
-
Moon-Moo
1968
J.C. Kim -
Yon-Gae
1968
Park, Jong-Soo -
Sosan
1968
Lee, Byung Moo
1975 | Begriffsänderung "Hyong" in "Tul"
um 1975 entschied sich Choi, Hong-Hi für einen Begriffswechsel in der Bezeichnung seiner Übungsformen. Den bis dahin gängigen Begriff „Hyong“ verwarf er zugunsten der Bezeichnung „Tul“ (틀). Ein Grund war wohl die Herkunft des Begriffes „Hyong“. Bei dem Wort „Hyong“ handelt es sich um die koreanische Aussprache des Hanja-Zeichens für „KATA“, wie es im Karate verwendet wird.
Das Wort „Kata“ wird in der japanischen Kultur ganz allgemein verwendet, um einen „perfekten Zustand“, ein ideales äußeres Bild oder eine ideale Handlungsabfolge zu beschreiben. Dieser Begriff findet sich neben dem Karate daher beispielsweise auch bei der Teezeremonie oder dem Anfertigen von Blumengestecken. Demgegenüber ist „Tul“ ein rein koreanisches Wort. Dies dürfte Choi, Hong-Hi entgegengekommen sein, der eine original koreanische Kampfkunst etablieren wollte. Verweise auf die japanische Schwestersportart Karate waurden daher nach und nach entfernt.
Des weiteren ist die Begriffsbedeutung des Wortes „Tul“ eine andere. „Tul“ bedeutet übersetzt „Muster“, „Schablone“. Es wird berichtet, dass Choi, Hong-Hi den Begriff der „Hyong“ irreführend hielt, weil der Ausführende ja durchaus im einem guten Trainingszustand sein könne ohne dabei aber seine Übungsform zu beherrschen. Vereinfacht gesagt: „Gut in Form“ sein heißt nicht automatisch, auch eine gute Übungsform abliefern zu können.
Schulen, die Ihren Lehrplan nach den zwanzig ursprünglichen Formen von 1965 ausrichten, haben diese Begriffsänderung nicht übernommen.
1983 | das umstrittene Auswechseln einer Übungsform
Nach einer Reise nach Nordkorea Anfang der Achtziger Jahre war Choi daran gelegen, Taekwon-Do auch dort zu verbreiten. In diesem Zusammenhang entstand eine weitere Übungsform namens „Juche“.12) Um bei der Gesamtzahl von 24 zu bleiben, wurde die Übungsform „Ko-Dang“ vom offiziellen Lehrplan gestrichen. Die offizielle Begründung war, dass Choi die Techniken dieser Form für entbehrlich hielt im Vergleich zu den moderneren Techniken der neu geschaffenen Form. Inoffiziell dürften jedoch auch politische und strategische Geschichtspunkte eine Rolle gespielt haben.
Schulen, die Ihren Lehrplan nach den zwanzig ursprünglichen Formen von 1965 ausrichten, haben diese Form ebenfalls nicht in den offiziellen Lehrplan übernommen. In diesen als "traiditionell" bezeichneten Schule wird weiterhin ausschließlich die Kodang Hyong unterrichtet.
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Juche
1983
Park, Jung-Tae,
Choi, Jung-Hwa 13),
Michael McCormack 14),
Lim, Won-Sup
12) Juche ist ein Begriff, der eng mit der kommunistischen Ideologie Nordkoreas in Verbindung steht. Nach dem Tod von General Choi, Hong-Hi wurde der Name der Form geändert, um sich hiervon klar zu distanzieren. Die Form trägt daher heute oft einen anderen Namen, etwa „Ko-Dang“ oder „Chang-Hon“
13)der Sohn von Choi, Hong-Hi
14)der Schwiegersohn von Choi, Hong-Hi
1983 | Einführung der Sinuswelle
Im Jahr 1983 führte Choi, Hong-Hi auf einem Seminar in Derby, England die sogenannte „Sinuswelle“ 11) in seinen Formen ein. Die Art und Weise, wie die Formen nun gezeigt werden sollten, unterschied sich erheblich von der früheren, klassischen Methode „ohne Welle“. Bis zur Einführung der Sinuswelle orientierte man sich bei der Ausführung an den direkten und schnellen Bewegungen wie man sie schon von den japanischen Karate-Kata her kannte. Mit der Einführung der Sinuswelle wollte Choi sein Taekwondo noch originärer gestalten und von den etablierten Methoden abheben.
Die Schulen, die bei den zwanzig ursprünglichen Chang-Hon Formen von 1965 geblieben und die Bezeichnung Hyong beibehielten, haben auch den Wechsel zur Ausführung mit Sinuswelle nicht vollzogen.
11) eine Art Wippbewegung, die einen besonderen Kraftfluss ermöglichen soll