Diese Geschichte spiegelt die Geisteshaltung eines gut ausgebildeten Kampfkünstlers wider. Es gilt, die Kunst des Kampfes zu meistern, um in der Lage zu sein, einen Kampf aus freien Stücken verhindern zu können. Dazu ist es erforderlich, eine Gefahrensitutation unter Kontrolle halten zu können. Das ist nur möglich, wenn man über die nötige Besonnenheit und Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten verfügt.
Schon Platon wusste, das ein glückliches und friedliches Leben bedingt, "dass man weder Unrecht tut noch von anderen Unrecht erleidet." Platon (Nomoi / Gesetze VIII) [829 St.2 A]
Die subjektive Einstellung, in Frieden und "ohne Stress mit anderen" leben zu wollen, ist also die absolute Grundvoraussetzung. Wird der Frieden jedoch ernsthaft durch Dritte von außen gefährdet, ist der eigene Wille oft nicht mehr ausreichend. Nach Platon ist es deshalb erforderlich, "soviel Macht zu erwerben, dass man sich gegen jedes Unrecht zu sichern vermag". Dies würde gelingen, indem "man selber vollkommen tüchtig dasteht". In diesem Ausspruch spiegelt sich das Ideal des friedvollen Kriegers wider. Der römische Philosoph und Politiker Cicero (106-43 v.Chr.) griff diesen Gedanken auf in seinem bekannten Sprichwort „Wer den Frieden sucht, bereite den Krieg (vor).“
Auf den ersten Blick erscheint dieser Ausspruch offensiv, bedeutet aber gerade das Gegenteil. Es geht um das vorbeugende Element und die Möglichkeit, die Kontrolle in jeder Situation zu erhalten. Die verbesserten Möglichkeiten im Falle einer körperlichen Auseinandersetzung sollen dem Kampfkünstler helfen, deeskalierend und abwiegelnd auf den Aggressor einwirken zu können. Nur wenn das nicht möglich ist, kommt die Anwendung der Kampfkunst überhaupt erst in Frage!
Um dann in der Lage zu sein, die gefährliche Situation kampftechnisch zu beherrschen, müssen verschiedene Fähigkeiten gemeistert werden. Die Wahrnehmung zu allen Richtungen, das Distanzgefühl zum Angreifer und Einschätzen der Aktionsmöglichkeiten des Gegenüber sind nur einige davon. Und schließlich müssen die Methoden in Fleisch und Blut übergegangen sein, um einen Aggressor "ausbremsen" und nötigenfalls kampfunfähig machen zu können. Spezielle Partnerübungen, sogenannte DRILLS (s.o.), sorgen dafür, dass die notwendigen Hebel, Block- und Kontertechniken ohne Nachzudenken augeführt werden können. Das Timing und die Reaktionsschnelligkeit sind hierbei von entscheidender Bedeutung. Mit diesen Übungen wird die Lücke zwischen der eleganten und von Körperbeherrschung geprägten Kampfkunst und dem "echten Leben" geschlossen. Die Disziplin SELBSTVERTEIDIGUNG mit dem koreanischen Namen Hosinsul ist für die traditionellen Kampfkünste daher von sehr großer Bedeutung. Einen großen Teil des Trainings machen die Hebeltechniken (kor.: Kwan Jyel Sul) aus, die zu einer Fixierung und/oder Verlust des Gleichgewichts beim Gegner verursachen.