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KWON

Karate und Taekwondo

Das aus Japan bzw. Okinawa stammende Karate und das koreanische Taekwon-Do sind zwei Kampfkünste, die oft in Konkurrenz zu einander gesetzt werden. Dabei sind die Gemeinsamkeiten in Ausübung und Geschichte in Wirklichkeit größer, als die Unterschiede!

die Kraft kommt aus der Hüfte

Karate und Taekwon-Do nutzen fast alle Gliedmaßen, vor allem Füße und Fäuste, Knie und Ellenbogen als Abwehr- und Angriffswaffen. Dabei werden sie als Stoß-, Schlag-, Tritt- und Blocktechniken eingesetzt. Die wichtigste Kraftquelle für alle Bewegungen liegt in der Hüftgegend. Regel: Die Hüfte bewegt sich zuerst, danach die Glieder. Der Körper ist im traditionellen Taekwondo wie im Karate immer aufgerichtet!

Man darf hier die klassische Kampfkunst nicht mit modernen Showacts von Demoteams verwechseln, zu deren Repertoire viele artistische Elemente wie Überschläge und Schrauben gehören. (1)

Bei fast allen Stößen gilt das Prinzip der "kleinen Flächen". Um beispielsweise die Wirkung eines Fauststoßes zu vervielfachen, ist es wichtig, daß nicht die ganze Vorderfläche der Faust ins Ziel trifft, sondern nur die Knöchel des Zeige- und des Mittelfingers. Karate wie Taekwon-Do eignen sich gleichermaßen für die Selbstverteidigung wie für den sportlichen Wettkampf.

Endspannung vs. Entspannung

Karate und Taekwon-Do nutzen "Kime" bzw. Fokus am Endpunkt aller Schläge. Diese End-Spannung sorgt für die nötige Kraft und Stabilität beim Auftreffen auf ein Ziel. Demgegenüber ist der erste, längere Teil einer jeden Bewegung entspannt auszuführen, um eine möglichst hohe Geschwindigkeit auf dem Weg zum Ziel zu erreichen. Beide Aspekte zusammen, also die Endspannung und die Entspannung sorgen für das physikalisch und kampftaktisch beste Ergebnis.

Das "harte" Ende einer jeden Bewegung gibt den Techniken im Taekwondo und auch im Karate ihren festen Rahmen. Jede Technik löst gleichsam einen Energiestoß aus, der bei einem Könner sogar über das Geräusch des Anzugs hörbar wird.

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Karate and Taekwondo Unterschiede und Gemeinsamkeiten

die Atmung und der der Kampfschrei

Ziel jeder Angriffstechnik ist es, "Bewegungsenergie in Deformationsenergie umzuwandeln", einfacher, so draufzuschlagen, daß es bricht oder auseinanderfliegt. Karatepionier Albrecht Pflüger: "Diese Umwandlung geschieht umso vollständiger, je mehr es uns gelingt, ohne Zögerung urplötzlich abzustoppen." Das Innehalten im Schlag oder Tritt, das millimetergenaue Arretieren, erfüllt danach einen doppelten Zweck: einerseits den Partner beim Üben nicht zu treffen, andererseits die Energie zu verstärken, die so "viel größer ist als etwa bei einem schiebenden Stoß" (Pflüger). Um zu verhindern, daß Schläge und Stöße wirkungslos verpuffen, ist die richtige Atemtechnik von besonderer Bedeutung: Eingeatmet wird grundsätzlich in einer passiven Phase, beim Ausführen der Technik wird dann die Luft stoßartig' meist mit einem kurzen lauten Schrei, ausgeatmet.

Je nach Leistungsstufe werden den Sportlern, als äußeres Zeichen ihres Könnens, verschiedenfarbige Gürtel verliehen. Anfänger sind am weißen, Meister am schwarzen Gürtel zu erkennen. Besonders wirkungsvoll, aber auch sehr schwer erlernbar: Fußtritte aus dem Sprung. Hierauf hat sich das koreanische Taekwon-Do spezialisiert, dieser Aspekt wird dort verstärkt geübt.

die geschichtliche Entwicklung der beiden Kampfkünste

Wie groß die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Künsten tatsächlich sind, erschließt sich, wenn man die Geschichte ihrer Herkunft kennt:

Das japanische Karate wurde auf der Japan vorgelagerten Insel Okinawa unter dem Namen Tôde entwickelt und bedeutete ursprünglich: "China-Hand". Dieser Name weist auf die chinesischen Wurzeln dieser Kampfart hin. Okinawa lag auf einer wichtigen Handelsroute in Südostasien, so dass dort viele reiche chinesische Händler mit ihren Leibwächtern Station machten. Manch einer ließ sich schließlich auf dieser Insel nieder und lehrte seine Kampfmethoden der hiesigen Bevölkerung. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das japanische Militär im Zuge von Musterungen auf die besonders wehrfähigen jungen Männer Okinawas aufmerksam. Schnell war das Training der Tôde Kampfkunst als Ursache ausgemacht und man beschloß, diese nach Japan zu importieren. Durch eine Umdeutung der Schreibweise gelang es Gichin Funakoshi, das Schriftzeichen "Tô" (das für China steht) in die  Silbe „Kara“ zu verändern, die „leer“ bedeutet. In der Übersetzung mit dieser neuen Schreibweise bedeutete Karate so viel wie „leere Hand“, was dem japanischen Kaiserreich entgegenkam. Eine Verbindung zum Feind China konnte so erfolgreich verschleiert werden. 1909 besetzte Japan schließlich Korea. Allen Bewohnern wurde das Kampftraining verboten. Viele Koreaner wurden jedoch dazu gezwungen, in das japanische Militär einzutreten oder sie reisten aus anderen Gründen nach Japan und einige von ihnen erlernten dort Karate. Das Erlernte gaben wiederum einige dieser Koreaner nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Befreiung Koreas im Jahre 1945 unter dem Namen "Tang Soo Do" an die koreanische Bevölkerung weiter. "Tang Soo Do" war dabei die koreanische Übersetzung von "Tôde", also "China-Hand". Zwischen 1955 und 1965 fand schließlich die Namensfindung in "Taekwondo" statt. In der Folge wurden dem Karate viele der heute Taekwon-Do typischen Bein- und Sprungtechniken zugesetzt. Ebenso wurde verhältnismäßig viel Wert auf die Ausführung sogenannter "Bruchtests" gelegt. 

Fazit: das Taekwon-Do entstammt dem japanischen Karate, das wiederum seine Wurzeln in China hat.

Der Unterschied liegt in der Dynamik und Schwerpunktlegung

Bei all den Gemeinsamkeiten gibt es natürlich auch Unterschiede zwischen den beiden Künsten: das Taekwondo zeichnet sich durch dynamische Beintechniken aus, wie sie in keiner anderen Kampfkunst vorkommen. Hier wurden originär koreanische Bewegungsarten in das "importierte" Karate eingearbeitet, wodurch das Taekwondo oft sehr spektakulär und geradezu akrobatisch wirkt. Taekwondo forciert den dynamischen Einsatz der Hüfte und nutzt optimal die hohe Flexibilität, die durch die spezielle Dehngmnastik erreicht wird. Im Gegensatz dazu wirkt das japanische Karate oft etwas starr. Demgegenüber forciert das Karate blitzschnelle Handtechniken und kurze, harte und präzise Schlagfolgen. Beide Künste bilden aber gleichermaßen einen athletischen und gesunden Sportler mit scharfem Verstand und schneller Auffassungsgabe aus.



1) Das stellt beispielsweise den Hauptunterschied zum chinesischen Kung-Fu oder dem brasilisanischen Capoeira dar: dort übt man, seinen Körperschwerpunkt in jeder erdenklichen Position an der richtigen Stelle zu haben, damit man nicht umkippt. Sehr tiefe und etwas ungewöhnliche Stellungen gehören dabei genau so zum Programm, wie teils sehr akrobatische Bewegungsabläufe.